Daten und Fakten aus
der Geschichte von Triebes
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Triebes gehört zu den ältesten Ansiedlungen im Landkreis
Greiz.
Man konnte nachweisen, dass
sich
erste Siedlungen schon vor 4000 Jahren im Raum Triebes befunden haben.
Bei Ausschachtungsarbeiten fand man im Jahre 1902/03 Belege dafür, dass in
der Flur Triebes zumindest zeitweise Menschen aus der Zeit der
Schnurkeramikkultur gesiedelt haben müssen.
Die Sorben (Slawen) siedelten sich schon relativ früh (zwischen 600 - 1000) am Flüsschen Triebes
an, das sich früher "Stribuz" oder "Stribocz" nannte. Der
Gewässernamen leitet sich wahrscheinlich vom sorbischen Götternamen "Stribog"
(Gott der Winde) ab. In dieser Zeit entstand sicherlich auch der (sorbische)
Name unseres Ortes.
Zwischen dem 9. - 13. Jahrhundert ging allerdings der Einfluss
der Sorben in unserem Gebiet zurück. So gründete Karl der Große bereits 806
die "Sorbenmark". Im 12. Jh. setzte dann eine frühdeutsche Besiedlung des
Gebietes zwischen Weida und Triebes ein, Wälder wurden gerodet und deutsche
Bauerndörfer entstanden. Zum Schutz dieser Siedlungen entstanden sowohl der
Vorgänger der Burg Reichenfels als auch Rittergüter.
Diese Ritter bauten sich zum Schutz vor Überfällen sog. "Rittersitze", die
aus Wohn- und Wachttürmen bestanden und mit einem Palisadenzaun sowie einem
Graben umgeben waren.
In einer
Schenkungsurkunde aus dem Jahre 1209 an das Kloster Mildenfurth wird ein Ritter Bertoldus de Tributz (Berthold zu Triebes) benannt. Diese Urkunde
stellt somit die älteste Erwähnung unseres Ortes dar.
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Auch Triebes besaß solch
eine Turmhügelburg (frühe deutsche Burganlage), in der mit großer
Wahrscheinlichkeit der Ritter Berthold zu Triebes gewohnt haben muss,
von dem in der Urkunde von 1209 die Rede war. |
ehem. Wasserburg nach einer Flurkarte von 1848
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Der "Walteich" (umgebender wassergefüllter Graben) reichte
dabei (wahrscheinlich) bis in die Bebauung des heutigen Bahnhofgebäudes
(Güterschuppen) hinein.
Bei Bauarbeiten wurden dort sogar Reste einer ehemaligen
Zugbrücke gefunden.
Der Begriff "Wal" bezieht sich dabei nicht auf das Wort "Wall",
sondern auf einen niederdeutschen Wortstamm "wal", in der Bedeutung von
"Wassergraben".
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Diese Wallanlage befand sich zwischen der einstigen
Stadtwaage (im Bild links) und der ehemaligen Apotheke (im Bild
rechts) (heute Bahnhofstraße Ecke Puschkinstraße). Der Wohnturm stand an der Stelle des früheren Triebeser
Gemeindebrauhauses, das dem Eisenbahnbau weichen musste.
(siehe Bild oben) |
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Altes Herrenhaus um 1902
(hist. Aufnahme)
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Erst später wurde der Rittersitz befestigt und darauf ein festes Herrenhaus
errichtet. Dieses Herrenhaus wurde später oft umgebaut und beherbergt heute
das Rathaus. |
Von der Anfangszeit der Besiedlung bis zum 17. Jh. bestand der Ort Triebes nur aus drei Häusergruppen:
- um den Dorfteich - Bassinplatz (heutiger Rathenauplatz)
- um die Kirche (Kapelle) herum (heutiger Kirchplatz)
- um das Herrenhaus des Rittergutes (heute Rathaus)
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Der ehemalige Bassinplatz
(jetzt Rathenauplatz)
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Die ehem. Gaststätte "Gambrinus" am Bassinplatz
(hist. Aufnahme) |
Am Kirchplatz
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Am Kirchplatz (hist. Aufnahme 1909) |
Das ehemalige Herrenhaus des Rittergutes
(jetzt Rathaus) |
Das ehemalige Herrenhaus des Rittergutes
(hist. Aufnahme um 1900) |
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Anfang des 16. Jahrhunderts bestand das Dorf Triebes aus
1 Rittersitz und 47 "Herdstücken". |
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Waldgebiet an den Südteichen |
Im Jahre 1576 kaufte der Ritter Ernst Metzsch das Rittergut.
Ihm
gehörte auch ein riesiges Waldgebiet um Triebes, das heute noch als der "Metzschwald"
bekannt ist.
Später übernahm Ritter Moritz Ernst Metzsch das
Rittergut. Er starb im Jahre 1679. Sein Grabstein ist noch heute in der
Stadtkirche zu sehen.
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Gebiet der ehemaligen Wallanlage
- rechts das Herrenhaus (Foto
1890) -
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Am 8. Dezember
1668 vernichtete ein Brand das Rittergut und 7 umgebende Bauernhöfe.
(Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum um das jetzige Rathaus
keine Bauernhöfe mehr existieren.)
Nach dem Tode von Ritter Moritz Ernst Metzsch kaufte 1679 die
"Köstritzer Herrschaft" das Rittergut und errichtete das heute bekannte
Gebäude des ehemaligen Rittersitzes. |
Ansicht der Stadtkirche
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Am 27. April 1716 war Grundsteinlegung für den Bau einer
neuen Kirche mit einem 37 m hohen Turm, die an der Stelle einer alten Kapelle errichtet wurde.
1721 bekam die Kirche die erste Orgel. |
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1744 - Verleihung der Grube "Willen Gottes" am Sandberg an
Samuel Sproß vom Bergamt Schleiz -
Schichtmeister einer Kupferzeche aus Weida.
In der Grube wurde nach Silber, Kupfer und Eisen und
anderen Metallen geschürft. Ein nennenswerter Abbau erfolgte allerdings
nicht. |
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Um 1700 brachten aus Frankreich vertriebene Hugenotten die Wirkerei
und Weberei nach Zeulenroda und von da aus nach Triebes.
Auf diese Weise entwickelte sich unser Ort aus einem Ackerbaudorf zu einem
Weberdorf. 1717 hatte Triebes 71 Häuser, 1789 waren es schon 122, darunter
25 Bauernhäuser, mit insgesamt 1254 Einwohnern.
1870 zählte man in Triebes mehr als 300 selbständige Webermeister.
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Blick zum Winkelmannschen Haus
(hist. Aufnahme)
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Auf Veranlassung des Fürsten Heinrich XIV. R. j. L. wurde 1875 durch Geraer
Kaufleute die
"Geraer Jute-Spinnerei und Weberei" (mit Sitz in Triebes) gegründet, der Grundstein für die Industrialisierung.
Zu dieser Zeit hatte Triebes um die 300 selbständige Handweber, deren
Existenz durch die aufkommenden mechanischen Webstühle gefährdet war.
Aus den vielen Hauswebern wurden Fabrik- und Industriearbeiter. In engem
Zusammenhang mit der "Jute" hing der Bau der Bahnlinie Weida-Mehltheuer im
Jahre 1883.
Erst durch ihn erlebte die Fabrik ihren Aufschwung. Schon im Jahre 1900
hatte sich die Anzahl der Webstühle in der Jute vervierfacht.
Im Jahre 1912 hatte die "Jute" 1500 Beschäftigte!
Viele Jahre lebte der Ort von und mit der "Jute".
Durch die "Jute" wurden Arbeiterunterkünfte am Kieferberg geschaffen sowie
das Hallenbad und die Badeanstalt. Es entstanden die Friedhofskapelle, ein
Krankenhaus (später das Amtsgericht) und ein Heim für alleinstehende
Arbeiterrinnen.
1929 wurde die "Jute" mit der "Weidaer Jute-Spinnerei und -Weberei"
zusammengeschlossen.
Nach dem 2. Weltkrieg nahm die "Jute" als Werk II des "VEB Thüringer
Jutewerke Weida" die Produktion wieder auf: Säcke und Verpackungsgewebe aus
Jute. |
Blick zur Jute-Fabrik (hist. Aufnahme)
Blick zur Jute-Fabrik (hist. Darstellung)
Die Vorderansicht der Jute zur Hauptstraße
(hist. Aufnahme) |
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Fehrsche Farbenfabrik
(Foto um 1890) |
Mit der Entdeckung von Ocker (aus zersetztem Diabas) entstand im
18. Jh. eine Farbenfabrik in Triebes. Friedrich Fehre und Fr. Pratz gründeten
1871 die Fehrsche Farbenfabrik, die 1890 durch ein Feuer zerstört wurde.
Im Jahre 1896 wurde an der Stelle der ehemaligen Fehrschen Farbenfabrik die Erdfarbenfabrik C. G. Fehre Nachf.
GmbH gegründet.
Sie
arbeitete mit Dampfmaschinen und stellte ab 1897 die elektrische Energie für
die Stadtbeleuchtung zur Verfügung.
Im Jahre 1900 beschäftigte die Fabrik etwa 50 Arbeiter. |
Die Triebeser Lithopone (Lithopone
= weiße Farbe) war weltbekannt. So wurden z. B.
ganz Belgien, Holland und Südeuropa von hier aus beliefert.
Aus Lithopone wurde Glaubersalz, Hausanstrich, weiße giftfreie Farbe für
Kinderspielzeug sowie Füllsubstanz für Linoleum und Gummi hergestellt. |
Farbenwerke AG um 1906
Aktie von 1926 der "Triebeser Farbenfabrik AG"
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1901 - Gründung als "Triebeser Farbenwerke AG" (Gründer
waren Dr. Otto Wohlberedt und Dr. G. Peters) zur Weiterführung der
gleichnamigen GmbH mit Werken in Triebes und Wünschendorf (Fabrikation von
Glaubersalz).
Da sich die Fabrik später stark vergrößerte und somit auch die Umwelt zu
stark belastete, zog die Firma 1937 vollständig nach Wünschendorf um.
Hier
lag sie außerhalb des Ortes.
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Am 14. Januar 1937 wurde auf dem Gelände der ehemaligen Lithopone AG
die Firma "Sachs & Grimm" gegründet.
Diese Firma produzierte hydraulische Pressen.
1956 wurde aus "Sachs & Grimm" die Firma "Hermann Grimm KG" mit staatlicher
Beteiligung.
1979 wurde die Firma dem VEB WEMA Zeulenroda angegliedert.
Nach der Wende 1990 wurde die Firma dann an den Unternehmer H. Transier
verkauft. Aber bald war das Unternehmen nicht mehr ausgelastet.
Im Herbst 2012 wurden sämtliche Fabrikgebäude abgerissen. |
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Durch die Ansiedlung solcher Betriebe
wie die Fehrschen Farbenwerke, die mechanische Weberei C. H. Hupfer
und die "Geraer Jute-Spinnerei und Weberei" erhöhte sich das
Postaufkommen für Triebes erheblich.
In der ehemaligen Poststraße im Ewald Theili'schen Haus wurde auf
Grund eines Bittgesuches namhafter, hier wohnhafter Persönlichkeiten
an das Reußische Staatsministerium am 1. Mai 1876 die erste
Postagentur des Ortes gegründet. |
In der ehemaligen Poststraße (Postagentur)
(hist. Aufnahme um 1928) |
Auf Grund des weiter ansteigenden Postaufkommens wurde aus der
Postagentur am 1. Juli 1889 ein Postamt III, das dann in die Puschkinstraße
- Ecke Bahnhofstraße verlagert wurde.
ehemaliges kaiserliches Postamt
(heute) |
ehemaliges kaiserliches Postamt
(hist. Aufnahme um 1900) |
Im Dezember 1890 waren in Triebes ganze 7 Telefonanschlüsse registriert.
Ab dem 19. Dezember 1900 hatte Triebes ein eigenes Ortsfernsprechnetz.
Jetzt wurde aus dem Postamt ein "Postamt mittleren Umfanges".
Im Jahre 1905 wurde das kaiserliche Postamt in der Wesserstraße erbaut.
ehem. kaiserliches Postamt
(hist. Aufnahme 1911) |
ehemaliges Postamt
(heute) |
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Im Jahre 1897 wurde die erste elektrische Straßenbeleuchtung eingeführt.
Die elektrische Energie dazu lieferte die Dampfmaschine der Lithopone-Werke.
Am 26. Februar 1919 erhielt Triebes das Stadtrecht. |
Ein weiteres chemisches Unternehmen war die Chemische Fabrik
Heinrich Lindemans in der Hauptstraße 53. Im Jahre 1918 ließ H. Lindemans
sein Unternehmen ins Handelsregister eintragen. Später übernahm der Chemiker
Josef Lindemans das Familienunternehmen, das u. a. sog.
Sydrolfabrikate herstellte und vertrieb. |
links: die Einfahrt zur Chemischen Fabrik H. Lindemans
(Bahnübergang Hauptstraße - hist. Aufnahme) |
ehemalige Lindemanssche Villa
(jetzt: Sparkassengebäude) |
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Seit den
1990er Jahren vollzieht sich in Triebes ein umfassender
ökonomischer Strukturwandel. Die Hauptstraße wird in ihrer gesamten Länge
instand-
gesetzt. Triebes erhält mit dem rekonstruierten Rathenauplatz ein neues, schönes
Stadtzentrum.
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Mit der Erschließung des Gewerbegebietes
"Süd-West" wurde auf einer Fläche von ca. 15 ha die Grundlage für die
Ansiedlung klein- und mittelständiger Betriebe geschaffen. |
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Im zweiten Gewerbegebiet "Triebesgrund", am anderen Ende von Triebes, wurden
schöne Verkaufseinrichtungen und Wohnungen gebaut. |
Seit 1994 ist Mehla und seit 1999 ist
Dörtendorf jeweils ein Ortsteil von Triebes. Für Weißendorf erfüllte die Stadt
bis 2006 verwaltungstechnische Aufgaben. Im Jahre 2006 wurde Triebes ein
Ortsteil der Doppelstadt Zeulenroda-Triebes. |
Einwohnerzahl: 4338 (einschließlich OT Mehla und Dörtendorf) (Stand: Juni 1999),
Weißendorf: 414
Quellen:
Festschriften zur 785-Jahrfeier und zur 800-Jahrfeier von Triebes
Triebeser Zeitung
Besonderer Dank gilt R. Pohl vom Fotohaus Schumann, Triebes für die
Zurverfügungstellung von historischen Aufnahmen. |